Rudy Lanjouw ist ein Künstler mit einer gesunden Portion Neugierde, der gern und viel über Grenzen hinweg blickt und so der niederländischen Tradition entwachsen ist.
Verwurzelt ist er jedoch in der Kultur seiner niederländischen Heimat.
Als Kind hat er viel gezeichnet, nicht wie die meisten Kinder in Farbe, sondern hauptsächlich in schwarz-weiß. Kunst spielte in seinem jungen Leben kaum eine Rolle. Die erste Ausstellung, die er besuchte – eine Präsentation mit Arbeiten von Lucebert – löste erst mit Verzögerung etwas in ihm aus. Das war der Moment, in dem er das Gefühl des Wiedererkennens ausdrücken wollte, ein Moment, in dem das Bedürfnis nach Farbe entstand. Behutsame Darstellungen der Wirklichkeit bekamen Gestalt, gegenständliche, vor allem menschliche Figuren, gezeichnet mit Buntstift. Schließlich reduzierte er die Figuren auf Kopf und Schulterpartie. Dabei ging es ihm in erster Linie um den Umriss. Diese Form taucht mit Unterbrechungen immer wieder in seinem Werk auf. In einer späteren Phase erscheint der Schritt zur sich verändernden Kontur eines im Fluss gefundenen Steines selbstverständlich und ganz natürlich.
Schon sein Leben lang nimmt er Steine mit nach Hause. Dort, wo er in seiner Jugend lebte, wurde ein aus römischer Zeit stammender Goldschatz gefunden.
Geschichte und emotionale Bindung, die an diesen archäologischen Funden haften, faszinieren Lanjouw immer wieder aufs Neue. Darüber hinaus eröffnen sich ihm in jedem Moment während ausgedehnter Spaziergänge in der Natur Möglichkeiten, selber Spuren einer fernen Vergangenheit zu entdecken.
Darin liegt der Bezug zur Kunst Rudy Lanjouws in den 90er Jahren. Im Bild die Landkarten, die geografischen Andeutungen, aber auch die materialbetonte Art des Malens. Farbe mit Sand und Marmorstaub vermengen, in Schichten auftragen, die starken Kontraste in grellen Farben. Inzwischen hat er eine persönliche, abstrakte Formensprache entwickelt, lässt sich aber noch regelmäßig durch Fund-Stücke überraschen. Der in einem Fluss gefundene Stein, wie ein Brancusi-Kopf geformt, nimmt in Zeichnungen und Gemälden immer wieder Gestalt an. Mystifikation und Wirklichkeit. Noch später formt er seine Gemälde als Wandobjekte, verwendet Collagen.
Die Farbe zieht sich wie von selbst zurück, es tauchen wieder zeichenhaft Elemente in der Darstellung auf. Aus den Farbschichten ergibt sich unendlich viel. Es ist förmlich spürbar, dass seine Gemälde aus persönlichem Erleben entstehen. Wenn das Meer sich zurückzieht und mäandernden Grund hinterlässt, verursacht das bei Rudy Lanjouw Emotionen. Das ist die Entdeckung, die er den Betrachtern in seinen Gemälden zuteil werden lässt. Die Emotion und die Form werden bei ihm nie in der Struktur versinken.